In Zeiten abnehmender religiöser Bindung gleicht der Bau einer Wegkapelle dem Wurf eines Ankers. Am Ortsrand von Hillershausen entstand ein Raum, der allen offen steht. Vielleicht wird es gerade heute immer wichtiger, einen Ort aufzusuchen, an dem ich einfach nur sein darf.
Ein Erkennungszeichen, 2000 Jahre alt, ist der Fisch. Der Legende nach verwendeten es die Urchristen. Eine Person zeichnete einen Bogen in den Sand, die andere vollendete das Symbol mit dem Gegenbogen und bekannte sich damit zur christlichen Gemeinschaft. Das griechische Wort für Fisch („ΙΧΘΥΣ“ Ichthys) enthält ein kurzgefasstes Glaubensbekenntnis. Aus den Anfangsbuchstaben lässt sich der Satz formen: „Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser“.
Der Bau ist markant, rau, unverschlossen den Elementen ausgesetzt. Zwölf Stelen formieren ihn und bilden einen atmosphärischen Raum. Die Kapelle leuchtet von innen. Sitznischen in den Stelen erlauben es den Menschen einen Platz einzunehmen.
Die Kapelle steht in der Nähe alter Bruchlinien: an der Grenze von Hessen und Nordrhein-Westfalen, an einem Ort, der von Zerwürfnissen zwischen Waldeck und Kurköln erzählt. Auseinanderdriften und Spaltungen von Gemeinschaften, Brüche mit Traditionen, Unübersichtlichkeit der Verhältnisse — komplex, komliziert, fordernd – das sind auch die Abgründe und Zerreißproben heute.
Den Wanderern, Passanten, Dorfbewohnern unserer Zeit soll die Kapelle ein Lebenszeichen sein auf ihren Wegen. Die Kapelle gibt Begegnungen Raum-mit der Schöpfung ringsum, mit anderen Menschen und auch mit sich selbst.
Die Kapelle gibt Begegnungen Raum — mit der Schöpfung ringsum, mit anderen Menschen und auch mit sich selbst.